Rede des Fraktionsvorsitzenden Dr. Thomas Thiele zum Handgiftentag 2018
Osnabrück, 08.01.2018. Sehr geehrte Frau Ratsvorsitzende, Herr Oberbürgermeister, meine Damen und Herren,
viele Themen, die das vergangene Jahr geprägt haben, wurden von meinen Vorrednern bereits angesprochen. Deshalb möchte ich Sie als politisch Interessierte nicht langweilen, mit Themen, die Sie kennen. Ich will nicht weiter diskutieren über den Autofreien Neumarkt als Einstieg in eine andere Verkehrspolitik für die Stadt oder unsere Zweifel bei der Umsetzung des geplanten Einkaufszentrums. Auch will ich nicht über die für uns wichtigen Themen sprechen wie die Umgestaltung des Neumarktes, Erweiterung des Schulangebotes durch das Konzept „Neue Schule“ oder die umfassende Sanierung von Schulen, Kritik an Baustellenkoordinierung oder an Sperrungen für Straßenbaumaßnahmen z.B. an der Rheiner Landstraße oder auch die unnützen Berliner Kissen, oder dem sorgsamen Umgang mit Finanzen und vieles, vieles mehr.
Mir ist es viel wichtiger, dass wir heute etwas anderes mehr in den Blick nehmen:
Dass wir unsere globale Verantwortung als eines der reichsten Länder der Welt als eine Verantwortung verstehen, die eine gerechtere und lastenteilende Welt als Ziel hat. Eine Welt, in der sich jeder Mensch frei von Zwängen durch Ideologie und Religion entfalten kann. So eine Verantwortung bedeutet, Sorge für den Mitmenschen und Sorge für die Welt zu tragen.
Wie können wir dieser Verantwortung gerecht werden? Hannah Arendt erkannte:
“Verantwortung heißt (…): wissen, dass man ein Beispiel setzt, dass Andere folgen werden; in dieser Weise ändert man die Welt.”
Wir können dieser Aufgabe gerecht werden, indem wir die humanistischen Ziele wie z.B. breite Bildung, freie Persönlichkeitsentfaltung und das Streben nach Glück unseren politischen Überlegungen im Großen und im Kleinen voranstellen. Nicht militärisch, sondern mit humanitärer Unterstützung kann uns das gelingen. Gerade in einem weltpolitischen sehr fragilen Klima, haben wir es weltweit mit führenden Politikern zu tun, die durch ihr übersteigertes Ego die Probleme noch verschärfen. Hier ist es geboten, ruhig und sachlich für die Menschen da zu sein, eben durch eigenes (humanitäres) Beispiel voranzugehen, damit dann andere folgen.
Verantwortliche Politik kann das Vertrauen der Menschen wiedergewinnen und auch verdienen.
Vielleicht kann es dann gelingen, dass Menschen mit Freude an politischer Gestaltung teilhaben. So werden Ängste nicht mit kleingeistiger Nationalstaatlichkeit, Rassismus und FakeNews erfolgreich bedient:
Eine „erschreckende“ Botschaft sollte endlich in unsere Köpfe: Genetisch sind wir zu 99% identisch, in jedem von uns steckt Vergangenheit und Zukunft von den Anderen: Das ist ein Geschenk und Programm als Verpflichtung zu gemeinsamen verantwortlichen Handeln. Ein kleiner Vorgeschmack darauf war im vergangenen Jahr „Pulse of Europe“, Menschen die sich aus der Mitte der Gesellschaft aufgemacht haben und dafürstehen, was Zukunft sein kann.
Ich hoffe, dass es nicht nur ein frommer Wunsch bleibt, sondern dass wir dann überzeugt gemeinsam die europäische Hymne singen können…
Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligtum.
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng geteilt,
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.
(Text: Friedrich Schiller, Musik: Ludwig van Beethoven, 9. Symphonie, sowohl vom Europarat (1972) als auch von der EG (1986)
wurde Beethovens „Ode an der Freude“ als Europahymne beschlossen)
Die Hymne hat die Freude und Brüderlichkeit als Thema. In diesem Sinne wünsche ich uns Allen ein freudiges Zusammenarbeiten und Zusammenwachsen mit dem Landkreis, im Rat der Stadt Osnabrück und mit allen, die unsere Unterstützung brauchen. In diesem Sinne: Prosit Neujahr.